Prophetie und Endzeit in der Bibel
Prinzipien des Reiches Gottes

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Im ganzen Zusammenhang der Bibel müssen wir verstehen, dass Gottes Offenbarungen in eine gefallene, von Sünde durchdrungene Welt kommen. Dort werden sie aufgenommen und weiter getragen von Menschen und Völkern, so dass sich Gott wieder mit den Menschen verbinden und unter ihnen wohnen kann. Der Tod war in die Welt gekommen und der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod (1. Ko 15, 26). Biblische Prophetie vermittelt nicht in erster Linie Wissen über Gott oder über die Zukunft, sondern bringt Gottes Absichten zur Wirkung und seine Gegenwart, Heiligkeit und Herrlichkeit in diese Welt hinein.

Die Bibel spricht von einem Anfang, einer Schöpfung aus dem Nichts (Heb 11, 3), und von einem Ende der Welt, also der Weltzeit. Die ursprüngliche Schöpfung war himmlisch, ewig, vollkommen und kannte keinen Tod oder Verfall. Man könnte sagen, Gottes Himmel und die Erde mit dem Universum waren in derselben Dimension; die Menschen kannten nur Gott und das Paradies. Die gefallene Schöpfung ist vergänglich, von Mühsal, Leid und Tod geprägt. Die Menschen lernten das Böse durch die Einflüsterungen des Teufels kennen. Das Leben der sündhaften Menschen liegt außerhalb des Paradieses. Hier gibt es einen Unterschied zwischen dem göttlichen Himmel und der für das natürliche Auge sichtbaren Erde mit dem Universum.
Christus selbst ist der Anfang und das Ende, der Schöpfer und Vollender. Vollender bedeutet, die Schöpfung aus ihrem gefallenen Zustand wieder heraus zu heben und für die Menschen wieder eine himmlische Heimat herzustellen. Der Tod ist dabei einer der letzten Feinde, die besiegt werden.
Durch Jesu Sterben am Kreuz wurde der Satan besiegt und er verlor seine Position als Ankläger der Menschen im Himmel vor dem Thron Gottes. Dies muss als Wahrheit allerdings die Menschen erreichen, sonst bleibt diese Wahrheit für den einzelnen Menschen kraft- und wirkungslos. Der Tod verliert seine Macht in der Auferstehung. Hier merken wir bereits, dass wir mit unserer chronologischen Logik an die Grenzen kommen. Christus ist bereits auferstanden, und auch Heilige in Jerusalem sind bereits auferstanden. Henoch wurde bereits entrückt und Elija ist in den Himmel aufgefahren. Dennoch warten wir auf die Auferstehung der Toten oder die Entrückung, die in dieses Weltzeitalter einbrechen wird.

Eines der Prinzipien der Bibel ist, dass ein (historisch-geografisches) Ereignis auf der Erde eine umfassende Bedeutung in der geistlichen Welt innerhalb der Zeitgeschichte der Welt hat, in der die unsichtbaren Mächte am Wirken sind. Jede Handlung eines Menschen hat mehr oder weniger Einfluss auf seinen eigenen ewigen Zustand und auch auf die geistlichen Welten, in denen andere Menschen leben.
Jedoch der ewige Thron Gottes, Gott selbst, bleibt derselbe.
Darum kann auch der Kreuzestod als Opferlamm eines einzelnen Menschen, nämlich Jesus, eine Tür zum Himmel öffnen für alle Menschen. Und sogar nicht nur für die Menschen, die historisch gesehen nach Jesus gelebt haben.

Die Mächte und starken Engel zwischen Himmel und Erde wirken nicht auf alle Menschen gleichermaßen und immer ein, sondern besonders dort, wo sie Raum finden, in bestimmten Gebieten und historischen Zusammenhängen.
Es ist prinzipiell möglich, dass sich bestimmte Ereignisse wie Unterdrückung eines Volkes oder Erweckungen wiederholen und mehrmals sichtbar werden, genauso, wie sich ein einzelner Mensch immer wieder Gott zuwenden und auch wieder abwenden kann. Dann hat zum Beispiel auch dieselbe Macht zu verschiedenen Zeiten wiederum Einfluss auf sein Leben.
Ein Mensch kann während seines Lebens in allen Bereichen versucht und verführt werden, und er kann aber auch in allen Bereichen widerstehen und Gott gegenüber gehorsam sein.
Unser Auftrag ist, das Reich Gottes voran zu treiben. Wir warten nicht auf die große weltweite Erweckung oder den großen weltweiten Abfall, damit der Herr wieder kommen kann, sondern wir bereiten uns selber vor, um ihn zu empfangen, und wir sollen schon jetzt und jederzeit mit ihm rechnen.
Manche glauben tatsächlich, man dürfe nicht gegen das Böse beten, denn es muss ja unbedingt offenbar werden, damit der Herr Jesus bald wieder kommen kann. Aber ist es nicht so, dass wir immer beten sollen, dass das Reich Gottes kommt und Jesus regiert, egal, ob und wie lange sich das Böse manifestiert?


Zeit und Ewigkeit

Endzeit in der Bibel und die Erfüllungen aller Prophetien haben verschiedene Bezüge zu unserer Zeitachse. Die Ewigkeit tritt für uns nach der Chronologie ein und hat aber gleichzeitig auch einen übergeordneten Bezug zu unserem chronologischen Leben.


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Die Zeit als Chronos und die Zeit der gefallenen Schöpfung ist eine begrenzte Zeit. Mit dem Hereinbrechen der Ewigkeit in die Zeit wird diese chronologische Zeit beendet. Dann wird die Zeit nicht mehr in den gewohnten "linearen" Zeitmaßstäben erlebt.
Zum einen durchleben wir die Zeit als einzelne Menschen von der Zeugung und Geburt bis zum Lebensende. Erst wenn dieses Ende eingetreten ist, kann für uns persönlich die leibliche Auferstehung stattfinden. Auch die Entrückung würde unsere normale Erdenzeit abschließen.
Die Weltzeit, in der die Menschen die Zeit chronologisch, also als "lineare" Abfolge erleben, wird, wie in Off 10, 6 erwähnt, einmal zu Ende sein, und zwar dann, wenn das Geheimnis Gottes vollendet ist. Sowohl für den einzelnen Menschen als auch für die bis zuletzt lebende Menschheit tritt nach diesem Ende eine "neue Zeit", ein "zukünftiges Zeitalter", eine neue Dimension ein. Zum andern ist die Ewigkeit eine Dimension, die schon zum jetzigen Zeitpunkt mit unserem Leben verbunden ist. Je mehr wir die Dinge Gottes und Ihn selbst schauen und erkennen dürfen, desto mehr geht sein Reich in uns auf. Ewiges Leben heißt, Jesus Christus zu kennen und seinen Willen zu tun. Gerade der Gehorsam Gott gegenüber bringt uns in seine herrlichen Dimensionen hinein, die wir zwar jetzt noch nicht vollständig erfassen können, die aber schon für uns gültig sind. Die Offenbarung der Herrlichkeit Gottes und seines Reiches, seiner Königsherrschaft, kann schon in diesem chronologischen Leben und auch an verschiedenen geografischen Orten der Erde so auftreten, dass man gefühlt mehr in der geistlichen Realität lebt als in der Wahrnehmung des eigenen natürlichen Leibes und der Seele. Auch Jesus-Visionen oder zeitlich begrenzte Entrückungs-Erfahrungen einzelner Menschen bringen die Offenbarung der Ewigkeit und der Liebe Gottes in deren zeitliches Leben hinein. Zeichen und Wunder und Spontanheilungen sind ein Zeichen dafür, dass Gott nicht an die Gesetzmäßigkeiten der gefallenen Welt gebunden ist. Die übergeordnete Dimension der Ewigkeit hat auch etwas damit zu tun, dass das Reich Gottes nicht nur aus den letzten lebenden Gläubigen kommt, sondern als Erbe aus allen Gläubigen, die jemals gelebt haben, kommt. Die Bibel spricht davon, dass hier etwas in Christus "zusammen gefasst" wird (Eph 1, 10). Jesus wird am Ende dieses Reich dem Vater übergeben.


Natürliches und Himmlisches am Beispiel Jerusalem

Warum kann Jesaja über "Jerusalem" in so vielschichtigen Zusammenhängen prophezeien? Er meint die natürliche Stadt und gleichzeitig deutet er auf die himmlische, im Geiste vollendete Stadt hin. Die Propheten des AT und NT trennen dies nicht, sondern sie verknüpfen das Himmlische immer wieder mit einer irdischen Entsprechung.
Bei vielen Bibelstellen muss der Ausleger entscheiden, ob er "Jerusalem" natürlich oder geistlich deuten soll oder beides. Ist das himmlische Jerusalem unabhängig vom irdischen Jerusalem oder hängt das eine vom andern ab? Welchen Bezug hat die himmlische Stadt zum natürlichen Ort Jerusalem?

Das natürliche, unvollkommene Jerusalem ist ebenso vergänglich wie die alte Erde. Das geistliche oder himmlische Jerusalem ist ewig. Gott schafft einen neuen Himmel und eine neue Erde, die in seiner Gegenwart beständig sind.

Aber gerade diese neue Erde hat ihre Entstehungsgeschichte auf der alten Erde und in Beziehung zu den Menschen, die in dieser gefallenen Welt leben oder gelebt haben.
Was passiert eigentlich mit der Erde - wie soll man sich das vorstellen: Sie vergeht und gleichzeitig wird sie neu? Einerseits flieht sie vor dem Angesicht Gottes und andrerseits wird sie neu geschaffen. Trennt sich ihre Existenz in Himmel und Hölle? Trennt sie sich in Ewigkeit und Vernichtung hinein?

Betrachten wir einmal den Menschen aus biblischer Sicht. Der Mensch wird auf der Erde mit einem natürlichen Leib geboren, der nicht ohne Adam und Eva kommen konnte. Es ist immer noch dasselbe Menschengeschlecht. Sein Leib ist wie ein Same, allerdings vergänglich, der ersterben muss, damit das neue geistliche Leben in ihm auferstehen kann. Der Heilige Geist lässt den Menschen zu neuem Leben auferstehen. Es beginnt im Geist, erfasst die Seele, die von aller finsteren Gebundenheit frei wird und verwandelt zuletzt den Leib in der Auferstehung oder Entrückung. Der Auferstehungsleib wird als "geistlicher" Leib bezeichnet, weil er ein Leib des neuen Lebens ist, das von Gott durch Christus kommt (1. Kor 15, 42-53).
Der auferstandene Mensch ist kein neuer Mensch, der im Himmel geboren wird und mit dem verwesten Körper des alten Menschen auf der Erde nichts zu tun hat. Also muss tatsächlich aus einem Körper, der wieder in die Bestandteile der Erde zerfallen ist, ein neuer Leib auferstehen. ("Die Erde gibt die Toten heraus." Jes 26, 19; "...und die Gräber taten sich auf, und viele Leiber der entschlafenen Heiligen standen auf..." Mt 27, 52.) Der neue himmlische Mensch nimmt seine Wohnung genau in dem alten Menschen, auch wenn sein erster Leib einmal eine tote und zerfallene Materie ist.

Jesus weint um Jerusalem (Lk 19, 41), die Stadt des Königs, weil sie ihren König noch nicht empfängt. Sie wird (aus Jesu Sicht) mitsamt ihres Heiligtums zertrümmert werden, bevor sie zu neuem Leben aufblüht, wie wir es heute mit eigenen Augen sehen können. Die Bewohner Jerusalems sind ein besonderes Volk, die Bürger Jerusalems werden besonders in Sacharia 12 erwähnt.
Wie steht dieser geografische Ort nun im Zusammenhang mit dem himmlischen Jerusalem, wie es in der Offenbarung geschildert wird? Sind die materiellen Steine Jerusalems einfach nur ein Bild und eine Vorausschau für die geistlichen Menschen / die "lebendigen Steine" (1. Pe 2, 5-6) und ist die natürliche Stadt einfach nur eine Allegorie oder eine Beschreibung für die himmlische Wohnung der Erlösten? Zum einen bedienen sich die geistlichen Wahrheiten der Anschaulichkeit des natürlich sichtbaren Jerusalems. Aber die Aussagen der Propheten des alten Testaments zeigen darüber hinaus auch, dass hier ein enger Zusammenhang zwischen dem natürlichem und himmlischen Jerusalem besteht, weil es hier oft keine explizite Trennung in den Aussagen gibt und in ein und demselben Satz oder in fließenden Übergängen alle Dimensionen Jerusalems angesprochen werden (z. Bsp. Jes 62, 1-7; vgl. auch im NT Mt 27, 53 u. a.). Und gerade in dieser Mehrschichtigkeit liegt ja auch der Schlüssel zur Interpretation von endzeitlicher Prophetie und der Grund dafür, dass natürliche und himmlische Aussagen bei den Propheten so bunt durcheinander gewürfelt dargestellt werden.
Das natürliche Jerusalem ist die Stadt, für die alle Prophetien und Verheißungen im Natürlichen gelten, die im Zusammenhang mit der Geschichte des Volkes Israel stehen. Dazu gehören die Zerstörung durch die Babylonier und die Rückkehr des Volkes nach Jerusalem mit dem Wiederaufbau, das Leben dort unter Fremdherrschaft, die Zerstörung durch die Römer 70 n. Chr., das Zertreten durch die Heiden und dann auch wieder das Aufblühen, das Wohnen des Volkes Israel in seiner eigenen Stadt. Dort erkennt das Volk Israel seinen Erlöser, wenn die Decke weggenommen ist. Das himmlische Jerusalem ist die geistliche Stadt der Gläubigen aller Zeiten, für welche die Prophetien und Verheißungen schon gelten bzw. auf deren Vollendung wir noch warten. Offenbarung 21 zeigt, dass sowohl das Volk Israel wie auch die neutestamentliche Gemeinde als Grundfesten der Stadt vorhanden sind, also irgendwie zusammen kommen müssen.

Off 21, 12 sie hatte eine große und hohe Mauer und hatte zwölf Tore und auf den Toren zwölf Engel und Namen darauf geschrieben, nämlich die Namen der zwölf Stämme der Israeliten... 14 Und die Mauer der Stadt hatte zwölf Grundsteine und auf ihnen die zwölf Namen der zwölf Apostel des Lammes.
1. Pe 2, 5-6 Und auch ihr als lebendige Steine erbaut euch zum geistlichen Hause und zur heiligen Priesterschaft, zu opfern geistliche Opfer, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus. Darum steht in der Schrift: Siehe, ich lege in Zion einen auserwählten, kostbaren Eckstein;  und wer an ihn glaubt, der soll nicht zuschanden werden.

Es gibt keinen Grund zu glauben, die prophetischen Worte für Jerusalem insbesondere aus dem alten Testament wären von einer natürlichen in eine nur himmlische Ebene der Erfüllung übergegangen. Gottes Verheißungen gelten allgemein nicht nur in der zukünftigen Welt, sondern auch schon jetzt: Heilungen geschehen jetzt schon, nicht erst in der Ewigkeit. Ein Volk kann jetzt schon in Wohlstand, Frieden und Sicherheit leben, nicht erst in der Ewigkeit. Wir können jetzt schon die Freude haben, mit Jesus zu leben, nicht erst nach der Auferstehung. Genau so kann Jerusalem eine gesegnete, sichere, Gott wohlgefällige Stadt sein.

1. Tim 4, 8 ...aber die Frömmigkeit ist zu allen Dingen nütze und hat die Verheißung dieses und des zukünftigen Lebens.

Der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs hat seinen Bund der Treue mit seinem Volk nie widerrufen und hält alle Möglichkeiten offen, dass sein Volk Ihn hier auf der Erde erkennt und annimmt, seinen Willen tut und gesegnet ist. Viele der prophetischen Verheißungen im Alten Testament über das verheißene Land und das Leben in Jerusalem sind sehr natürlich und ganz praktisch diesseitig formuliert.

Ebenso bleibt der Bund Gottes mit den Menschen durch Noah bestehen, der besagt, dass Gott das Leben auf dieser Erde erhalten will. Gott hat es vorgezogen, die Menschheit nicht komplett zu vernichten, sondern ihnen eine Erneuerung von innen heraus zu ermöglichen. Gott legt das Neue in die schon bestehende Menschheit hinein und wird dann alles vollenden.
Gott wird diese Erde wieder vollständig in Besitz nehmen. Welchen Veränderungen die Erde dabei unterworfen ist, können wir aus den endzeitlichen Prophetien der Bibel zwar entnehmen, aber noch nicht wirklich immer konkret interpretieren.

Das natürliche Jerusalem ist eine aus materiellen Steinen gebaute Stadt. In ihr wohnen die Bürger der Stadt als lebendige Menschen. Jerusalem wird zur himmlischen Stadt, in welcher die himmlischen Bürger mit Gott in Gemeinschaft und im ewigen Leben sein können. Die natürliche Stadt bekommt in der biblischen Prophetie die Bedeutung einer geistlichen Stadt.
Wenn der Mensch aus dem Staub der Erde wieder aufersteht und damit auch über seine irdischen Begrenzungen hinaus existiert, kann auch das himmlische Jerusalem aus oder über dem natürlichen Jerusalem heraus entwachsen. Dabei dürfen wir uns durchaus vorstellen, dass der Auferstehungsleib und entsprechend das himmlische Jerusalem nicht mehr den Grenzen und Begrenzungen der ersten natürlichen Hülle unterworfen bleiben.
Mindestens ist dieses Jerusalem der Ort, an dem das ewige Königtum von Gott durch David hindurch etabliert wurde. Es ist der Ort, an dem alles durch Jesus vollbracht wurde, an dem Jesus in den Himmel auffuhr, an dem die erste "neutestamentliche" Gemeinde durch die Ausgießung des Heiligen Geistes entstand.
In Off 21-22 kommt die heilige, herrliche Stadt Jerusalem aus dem Himmel. Trotzdem gibt es einen Bezug zu Abmessungen, bei denen ein menschliches Maß zugrunde liegt!
Das himmlische Jerusalem bildet die Wohnung Gottes für die Erlösten. Es gibt ein "Drinnen" und ein "Draußen".
Hes 40-48 ist ebenfalls eine Vision über den Tempel, die Stadt und das Land Israel, in welcher genaue Abmessungen und Darstellungen beschrieben sind.
In der endzeitlichen Vision in Sacharia 14, 10 bleibt Jerusalem an seiner Stätte, während das Land in eine Ebene verwandelt wird.
Man kann folgern, dass das himmlische Jerusalem nicht losgelöst vom irdischen Jerusalem betrachtet werden kann und eine Verbindung zwischen beiden besteht.

Off 21, 10 Und er führte mich hin im Geist auf einen großen und hohen Berg und zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem herniederkommen aus dem Himmel von Gott… 15 Und der mit mir redete, hatte einen Messstab, ein goldenes Rohr, um die Stadt zu messen und ihre Tore und ihre Mauer. 16 Und die Stadt ist viereckig angelegt, und ihre Länge ist so groß wie die Breite. Und er maß die Stadt mit dem Rohr: zwölftausend Stadien. Die Länge und die Breite und die Höhe der Stadt sind gleich. 17 Und er maß ihre Mauer: hundertvierundvierzig Ellen nach Menschenmaß, das der Engel gebrauchte.

Off 22, 14 Selig sind, die ihre Kleider waschen, dass sie teilhaben an dem Baum des Lebens und zu den Toren hineingehen in die Stadt. 15 Draußen sind die Hunde und die Zauberer und die Unzüchtigen und die Mörder und die Götzendiener und alle, die die Lüge lieben und tun.

Sach 14, 10 Und das ganze Land wird verwandelt werden in eine Ebene, von Geba bis nach Rimmon im Süden. Aber Jerusalem wird hoch liegen und an seiner Stätte bleiben, vom Tor Benjamin bis an die Stelle des ersten Tors, bis an das Ecktor, und vom Turm Hananel bis an des Königs Kelter.


Die heilige Stadt ist das neue Jerusalem, das aus dem Himmel herab kommt (Off 21, 2). Diese Bibelstelle ist die jüngste Schriftstelle zum Thema Jerusalem. Es geht darum, dass nur das neue Jerusalem aus dem Himmel die wahre heilige Stadt darstellen kann. Sie verdeutlicht, dass kein natürlicher Mensch oder Stein das himmlische Jerusalem darstellen oder hervor bringen kann, sondern es ist eine Neuschöpfung und Vollendung, die vom Thron Gottes und des Lammes selber kommt. Da diese Stadt aber aus dem Himmel "herab" kommt, wird sie sich wohl mit der alten Erde verbinden und sie überkleiden, so wie der auferstandene Mensch mit dem unvergänglichen Leib überkleidet wird.

2. Ko 5, 2-4 Denn darum seufzen wir auch und sehnen uns danach, dass wir mit unserer Behausung, die vom Himmel ist, überkleidet werden, weil wir dann bekleidet und nicht nackt befunden werden. Denn solange wir in dieser Hütte sind, seufzen wir und sind beschwert, weil wir lieber nicht entkleidet, sondern überkleidet werden wollen, damit das Sterbliche verschlungen werde von dem Leben.


Prophetie und Endzeit

Die prophetischen Bücher der Bibel haben alle eine Vermischung von natürlichen und geistlichen bzw. allegorischen Inhalten. Prophetien werden über geografischen Orten, einzelnen Menschen oder auch zu geschichtlichen Zusammenhängen gesprochen. Dabei werden diese Orte, Menschen und Ereignisse zu Türöffnern oder Räumen von geistlichen Inhalten und Wahrheiten. Prophetie beginnt im natürlichen Zusammenhang und führt bis in die Endzeit, nämlich bis in die letzten Kämpfe der himmlischen Gewalten und bis in die ewigen Dimensionen hinein.
Schwierig wird es mit der Interpretation, wenn man meint, ein geschichtliches Ereignis müsste sich zeitgeschichtlich wiederholen, obwohl es eigentlich schon erfüllt war. Schwierig wird es ebenfalls, wenn man versucht, konkret beschriebene Ereignisse nur für das Übernatürliche zu interpretieren und man nicht mehr glaubt, dass Gott gewisse Dinge auch wörtlich erfüllen kann. Wenn man zum Beispiel glaubt, dass die Plagen Ägyptens buchstäblich geschehen sind, kann man auch glauben, dass die Erde wiederum ähnliche Dinge, wie sie in der Offenbarung geschildert werden, sehen kann.

Die aufgeklärte westliche Welt tut sich schwer mit dem Glauben an einen Gott der Wunder. Selbst im christlichen Glauben der westlichen Welt stellt man sich unter Auferstehung der Toten eher etwas Immaterielles als etwas Leibliches vor. Prophetien erfüllen sich geistlich, aber eben auch wörtlich, konkret, „leibhaftig“.
Es ist wahrscheinlich, dass Prophetien, die das Land und Volk Israel betreffen, sich wörtlich erfüllen, weil Israel und Jerusalem selbst ein Bild, ein Zeichen, eine Offenbarung und Uhrzeiger für die ganze Menschheit sind. Prophetien, die die geistliche Welt der Menschen betreffen, erfüllen sich im für das natürliche Auge unsichtbaren Bereich, werden aber von den Menschen "gesehen", wenn sich ihre geistlichen Augen öffnen.

In der Auslegung der endzeitlichen Prophetien gibt es allgemein Unsicherheiten, welche Worte bereits erfüllt sind und welche Ereignisse noch bevor stehen. Die natürliche Ebene ist den Gesetzen von Raum und Zeit unterworfen, anders als die übernatürliche Ebene. Und doch hängt die neue Schöpfung mitunter davon ab, was in der natürlichen Welt in Erfüllung gekommen ist. Die Offenbarung an Johannes konnte beispielsweise erst gegeben werden, nachdem Jesus gestorben und auferstanden war. In diesem Sinne machte das Wort Gottes selbst als prophetisches Buch eine Entwicklung durch. Zeichen und Ereignisse in der sichtbaren Welt geben Aufschluss, in welchen Zeiten wir uns im Zeitalter der Vollendung befinden.


Endzeit

Es gibt viele Endzeittheorien, die alle versuchen, die Wiederkunft Jesu, die Entrückung, das "tausendjährige Reich", eine Zeit der großen Trübsal, den Antichristen - womöglich mit einer neuen Weltordnung - etc. auf einer linearen Zeitachse zu platzieren. Andere legen das "tausendjährige Reich" aber auch komplett außerhalb der irdischen Chronologie sozusagen in eine erhöhte Dimension hinein. Zuletzt auf der Achse findet man das Endgericht / letzte Gericht / jüngste Gericht.
Alle diese Theorien enthalten Wahrheiten, können aber ihre Inhalte nicht immer wirklich logisch anordnen. Besonders der Zeitpunkt der Wiederkunft Jesu und Offenbarung 20 mit der "ersten" und "zweiten" Auferstehung und den "1000 Jahren" sind in dieser chronologischen Anordnung nicht so leicht einzupassen. Es gilt zu berücksichtigen, dass die Zeit selber von uns nur in einer Dimension durchlebt wird, die Zeit Gottes besteht jedoch in mehreren Dimensionen. (Das Menschengeschlecht wäre nämlich, wenn es gar keine Zeit mehr von Gott bekommen hätte, mit dem Tod für immer ausgelöscht gewesen.) Gott kann in Off 20 einen Raum oder Zeitraum bestimmen, der "zwischen" der ersten und zweiten Auferstehung liegt.
Es gibt die Meinung, die "erste" Auferstehung sei nur geistlich, die "zweite" Auferstehung sei die leibliche Auferstehung. Offenbarung 20, 4 spricht bezüglich der "ersten" Auferstehung jedoch vor allem von den Enthaupteten, die "leben" (andere Übersetzung: "die zum Leben kommen") und mit Christus regieren. Bei der „zweiten“ Auferstehung werden die Toten nach ihren Werken gerichtet (Off 20, 12-13).
Bei dem Thema der Auferstehung geht es immer um ein Dasein, das über diese irdische Chronologie hinaus reicht. Gott kann Menschen, die vor 3000 Jahren gelebt haben, in der Auferstehung zu ihrem damaligen Leben in Beziehung setzen, obwohl mit ihnen zusammen zum Beispiel Menschen auferstehen, die vor 100 Jahren gelebt haben. Aus ihren chronologisch unterschiedlichen Zeitpunkten kommen sie dann sozusagen "gleichzeitig" zusammen.

Endzeittheorien kann man nicht aufstellen, ohne die Prinzipien des Reiches Gottes zu erforschen und dabei die gesamte Bibel zu berücksichtigen.


Die Neuschöpfung

Worum geht es bei der Wiederherstellung, der Neuschöpfung und Vollendung?

Ps 104, 30 Du sendest aus deinen Odem, so werden sie geschaffen, und du machst neu die Gestalt der Erde.
Off 21, 5 Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu!
2. Kor 5, 17 Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.

Zum einen gibt es den Kairos von Jesu Leiden, Kreuzestod, Auferstehung und Entrückung zum Thron zur Rechten Gottes. Hier wird das Wort Gottes in gewisser Weise schon erfüllt und vollendet. Jesus wird von seinem Vater zum Richter über alles eingesetzt. Die irdische Chronologie geht aber noch weiter mit dem Ziel, das Zeugnis Jesu bis an die Enden der Erde, zu allen Völkern, zu tragen. Die Gläubigen vertreten dabei seitdem den Herrschaftsanspruch Jesu für sich selbst und die ganze Schöpfung. Sie proklamieren Jesus als König - den als Kind gekommenen König und den wieder kommenden König. Die Gläubigen sollen dabei selbst Könige und Priester sein und herrschen in diesem Sinne mit Jesus - jetzt schon und in der himmlischen Vollmacht, die auch in Off 20 erwähnt wird. Die Gläubigen auf der ganzen Welt können für ihr eigenes Volk und für die Nationen eintreten und sie in Fürbitte vor Gott bringen.

Vollendung bedeutet, dass Gottes Wille im Himmel und auf Erden vollendet wird. Das Wort Gottes betrifft bis zu dieser Vollendung alle Vorgänge im Himmel und auf Erden, die ja miteinander zu tun haben. Das Ergebnis dieser Vollendung wird der neue Himmel und die neue Erde sein.

Die gängigen Vorstellungen und Interpretationen über die Vorgänge, die noch bis dahin in den endzeitlichen Prophetien beschrieben werden, sind sehr unterschiedlich in folgenden Punkten:

-    Gibt es eine Königsherrschaft Jesu und ein Gebundensein des Teufels, die auf der "diesseitigen" Erde erfahrbar werden? Gilt diese Erfahrung dann überall und für alle? Oder gilt diese Königsherrschaft erst bzw. nur im Reich der Auferstandenen?

-    Ist die Wiederkunft Jesu zur Eröffnung oder zum Abschluss der 1000 Jahre von Off 20 oder beides? Kommt er zuerst für die Auserwählten und dann zum Endgericht?

-    Sind die 1000 Jahre in Off 20 ein irdisches Zeitmaß und wörtlich zu verstehen?

-    Kommt Jesus "zuerst" für die Gläubigen und begegnet er ihnen "in der Luft", so dass die anderen Menschen auf der Erde in der Chronologie weiter leben?

-    Oder, wenn Jesus wieder kommt, geht dann die ganze Welt in Himmel und Hölle über? Aber wie wäre dann Off 20 zu verstehen?

-    Kommt das Reich Gottes allmählich über die ganze Erde oder kommt es plötzlich mit der Wiederkunft Jesu?

-    Wie verändert sich die Erde, wenn Jesus wiederkommt?

-    Wird Israel ein Land auf dieser Erde sein, das im Diesseits wieder hergestellt ist, im Frieden lebt und Ruhe vor den Feinden hat oder gilt diese Verheißung für das Leben im Jenseits?

-    Werden viele Aussagen der Endzeit in ihrer bildhaften Sprache wie zum Beispiel das Spalten des Ölbergs bei Sacharia historisch und geografisch erfüllt oder sind es Allegorien für die geistlichen Verhältnisse und das Übernatürliche?

-    Welche Prophetien des AT über Jerusalem werden wir an der geografischen Stadt im Diesseits erleben?

und andere

Die praktische Frage ist, wie denn diese Neuschöpfung vonstatten geht und wann oder wie der Zeitpunkt des "Überganges" in andere Dimensionen ist.
Die Bibel traut dem Menschen, der eine neue Kreatur ist, zu, dass er heilig sein und heilig bleiben kann. In diesem Punkt ist der neue Mensch noch viel mehr als der erste Mensch im Paradies. Der "neue Mensch" wird im diesseitigen Leben während seiner (Gnaden-)zeit "aus Wasser und Geist" geboren und wird bei der Verwandlung, Auferstehung oder Entrückung für Gottes neue Dimensionen vollendet. Dabei wird der Leib vom Zerfall und der Vergänglichkeit erlöst.

Phil 3, 20-21 Unser Bürgerrecht aber ist im Himmel; woher wir auch erwarten den Heiland, den Herrn Jesus Christus, der unsern nichtigen Leib verwandeln wird, dass er gleich werde seinem verherrlichten Leibe nach der Kraft, mit der er sich alle Dinge untertan machen kann.
Ps 102, 26-27 Du hast vorzeiten die Erde gegründet, und die Himmel sind deiner Hände Werk. Sie werden vergehen, du aber bleibst; sie werden alle veralten wie ein Gewand; wie ein Kleid wirst du sie wechseln, und sie werden verwandelt werden.
1. Kor 15, 51-52 ... Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden; und das plötzlich, in einem Augenblick...

Es gibt zwei Möglichkeiten, wie ein Mensch in vollkommener Heiligkeit leben kann, ohne wiederum in Sünde zu fallen: Entweder im Jenseits nach der Auferstehung oder Entrückung, weil das Alte und der alte Leib vergangen sind (so wie alle weltlichen Reiche vergangen sind), oder im Diesseits, wenn der Teufel gebunden ist und es keine Versuchung gibt. Dann wäre auch der "Heilige Berg" (Jes 11, 9 oder Hes 43, 7 und 12), eine Offenbarung der Heiligkeit Gottes, an einem geografischen Ort auf der alten Erde möglich. In diesem Fall würden die Menschen in der natürlichen Schöpfung leben und sterben, aber nicht sündigen, sondern die alleinige Königsherrschaft Jesu genießen. Das Sterben, der Tod, wäre dann buchstäblich der „letzte Feind“, der noch seine Macht verliert.

Vergleichen wir die Schöpfung vor dem Sündenfall mit der in der Offenbarung beschriebenen Neuschöpfung:

Genesis

Offenbarung

Gott schuf Himmel und Erde und das Meer

Gen 1, 1 und 10

alter Himmel und Erde fliehen vor Gott

Off 20, 11

erster Himmel und erste Erde sind vergangen, das Meer ist nicht mehr

Off 21, 1

neuer Himmel, neue Erde

Off 21, 1

es gibt Licht und Finsternis, Tag und Nacht schon vor der Schöpfung von Sonne und Mond

Gen 1, 3-5

die Stadt braucht nicht Sonne oder Mond, sondern die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie

Off 21, 23

keine Nacht

Off 22, 5

es gibt Vermehrung der Pflanzen und Lebewesen

Gen 1, 12, 22 und 28

 

Mann und Frau sind Bild Gottes

Gen 1, 27

die Knechte Gottes sehen sein Angesicht

Off 22, 3-4

alles ist gut

Gen 1, 31

 

die ganze Schöpfung wird Heer des Herrn genannt, ev. sind auch die Gestirne gemeint

Gen 2, 1

das Heer des Himmels auf weißen Pferden folgt dem Reiter auf dem weißen Pferd

Off 19, 11-14

in Eden macht Gott einen Garten und setzt den Menschen hinein

im Garten sind der Baum des Lebens und der Baum der Erkenntnis

Gen 2, 8-9

Krone des Lebens

Off 2, 10

Buch des Lebens

Off 20, 12 und 15

Bäume des Lebens, die jeden Monat Frucht bringen

Off 22, 2

teilhaben am Baum des Lebens

Off 22, 14

ein Strom aus Eden bewässert den Garten

und teilt sich in 4 Ströme

Gen 2, 10

vom Thron Gottes und des Lammes geht ein Strom lebendigen Wassers aus

Off 22, 1

keine Scham

Gen 2, 25

die Blöße bedeckt

Off 16, 15

 

 

Die Folgen des Sündenfalls: Gen 3

Gottes neue Welt

das Böse kennen, Angst vor Gott, Scham, Feindschaft zwischen dem Weib und der Schlange, Mühsal und Sterben

der Tod wird vernichtet

Off 20, 14

kein Tod, Leid, Geschrei, Schmerz

Off 22, 4

Verbannung aus dem Garten Eden und der Weg zum Baum des Lebens ist durch Cherubim bewacht

Der Mensch bebaut die Erde, von der er genommen ist, außerhalb des Garten Edens

Jesus ist der Weg und das Leben

Joh 14, 6

Gott wohnt bei ihnen, sie werden sein Volk sein

Off 22, 3



Bevor es zu dieser (vollendeten) Neuschöpfung kommen kann,
- muss das Alte vergehen und "Platz machen"
- müssen die weltlichen Reiche zusammen brechen
- muss das Böse und die Ursache des Bösen besiegt und vernichtet werden
- müssen die Werke geprüft und die Menschen gereinigt werden.
Das Ende der Weltzeit ist zum einen
- eine Zeit des Gerichts
- eine Zeit der Vollendung und
- eine Zeit der Ernte. Diese Themen werden ausführlich in der Offenbarung behandelt.

Gott wird die ganze Erde erneuern. Seine Heiligkeit wird nicht mehr nur im "Allerheiligsten" zu finden sein, sondern die ganze Erde überdecken. Der Glaube an die Erlösung aus einer sündhaften Welt heraus wird eines Tages für alle Gläubigen beantwortet werden. Sie kommen vom Glauben ins Schauen. Sie werden dorthin kommen, an was sie glaubten. Gott wird alle ihre Mühen und ihr Überwinden belohnen und sie werden ihre Früchte sehen und genießen.


Wann wird es schließlich dazu kommen?

Das Zeugnis Jesu, sein Gnadenangebot wird alle Völker erreicht haben, bevor das Ende kommt (Mt 24, 14). Da aber auch ein Engel das Evangelium verkündigt (Off 14, 6), ist dieser Prozess eventuell nicht unbedingt davon abhängig, ob die Missionare wirklich schon über die ganze Erdkugel bzw. auch zu jedem einzelnen Menschen gekommen sind, wahrscheinlich aber zu allen Völkern. "Völker" ("ethnos") in der Übersetzung haben in erster Linie die Bedeutung von "Heidenvölkern", also anderen Völkern als das jüdische Volk. Die Ankündigung des Gerichts und des Endes gibt es schon seit Jesu Zeiten und seit der Offenbarung Jesu an Johannes. Ähnlich wie Daniel werden wir hier die Frage stellen: "Was wird das Letzte davon sein?" (Dan 12, 8); denn bald werden wir merken, dass es Gerichte vor dem letzten Gericht gibt und dass es Offenbarungen Jesu vor dem Tag des Herrn gibt, und auch sein "Kommen" vollzieht sich unter Umständen auf verschiedenen Bedeutungsebenen.

Ein weiterer Prozess ist die Vorbereitung der Braut. Sie muss vollständig und vollkommen werden in den Augen Gottes. Vielleicht hat es etwas damit zu tun, dass sie reif wird, dass sie "in den besten Jahren" ist, dass sie ihre maximale Schönheit erreicht hat, also all das ihr menschenmögliche getan hat, um Gott zu gefallen, und dass ihre Liebe zu ihrem Bräutigam stark entfacht ist.

Die Vereinigung der Braut mit dem Bräutigam findet statt, weil der Geist und die Braut sprechen: Komm! (Off 22, 17) Der Geist Gottes selber spürt, wann es Zeit ist, und er selber wirkt auch in den Menschen diesen Ruf nach dem Kommen Jesu. Manche rufen, andere werden geweckt und machen sich auf, andere verschlafen. Die Braut sehnt sich nach ihrem Bräutigam, und der Bräutigam sehnt sich nach der Braut. Die Vollendung dieser Braut ist ein Geheimnis, und an diesem Geheimnis hängt das Ende der Welt. Das Geheimnis Gottes wird vollendet mit der siebten Posaune. Es geht um Jesus, um das Reich Gottes, um das himmlische Jerusalem. Das himmlische Jerusalem muss vollendet sein, bevor es aus dem Himmel "herab" kommt.

Mk 4, 11 Und er sprach zu ihnen: Euch ist das Geheimnis des Reiches Gottes gegeben...
Eph 5, 31-32 »Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und an seiner Frau hängen, und die zwei werden ein Fleisch sein«. Dies Geheimnis ist groß; ich deute es aber auf Christus und die Gemeinde.
Kol 2, 2 ...zu erkennen das Geheimnis Gottes, das Christus ist...
1. Tit 3, 16 Und groß ist, wie jedermann bekennen muss, das Geheimnis des Glaubens: Er ist offenbart im Fleisch, gerechtfertigt im Geist, erschienen den Engeln, gepredigt den Heiden, geglaubt in der Welt, aufgenommen in die Herrlichkeit.
Off 10, 7 sondern in den Tagen, wenn der siebente Engel seine Stimme erheben und seine Posaune blasen wird, dann ist vollendet das Geheimnis Gottes, wie er es verkündigt hat seinen Knechten, den Propheten.

Wie schnell konnte das Evangelium damals zu allen Völkern getragen werden, und was war die "ganze Welt" zu den Zeiten der Apostel?

Mt 24, 14 Und es wird gepredigt werden dies Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zum Zeugnis für alle Völker, und dann wird das Ende kommen.
Mk 13, 10 Und das Evangelium muss zuvor gepredigt werden unter allen Völkern.
Mk 16, 15 Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur.


Der Kairos des Kommens

Die Wiederkunft Jesu passiert nicht zufällig und auch nicht unabhängig davon, was auf der Erde geschieht. Ich möchte sogar behaupten, dass gewisse Impulse, die die Wiederkunft Jesu "auslösen", vom Leib Jesu selber ausgehen, denn der Geist Gottes selbst lebt ja in den Gläubigen und treibt sein Werk voran. Allerdings sind die Empfindungen, wie nahe wir der Wiederkunft Jesu wirklich sind, auch unter den Gläubigen (wenigstens bisher noch) sehr unterschiedlich. Dazu kommt noch, dass auch die theologischen Meinungen, wie alles vonstatten geht und was alles noch vorher geschehen muss, ebenfalls sehr unterschiedlich sind. Immer dürfen wir damit rechnen, dass der Herr entweder auch früher oder später kommt, als wir es gefühlt empfinden. Könnte es auch sein, dass die Wiederkunft Jesu, und was dadurch geschieht, ähnlich wie die Kreuzigung und Auferstehung ein ungeahnter Schachzug Gottes ist, bei dem er der Siegesgewalt des Teufels zuvor kommt?

Ein Kairos ist ein bestimmter Zeitpunkt in der Weltgeschichte. Kairos heißt, nicht vorher oder nachher, sondern wenn die Zeit gut ist.
Auch bei Noah gab es einen Kairos, der mit der Errettung durch die Flut hindurch zu tun hatte:
Noah war gerecht "zu der Zeit", als er in die Arche ging.

Gen 6, 8 Aber Noah fand Gnade vor dem HERRN... 9 Dies ist die Geschichte von Noahs Geschlecht. Noah war ein frommer Mann und ohne Tadel zu seinen Zeiten; er wandelte mit Gott.23 So wurde vertilgt alles, was auf dem Erdboden war, vom Menschen an bis hin zum Vieh und zum Gewürm und zu den Vögeln unter dem Himmel; das wurde alles von der Erde vertilgt. Allein Noah blieb übrig und was mit ihm in der Arche war.

Eine Kairos-Zeit war auch das "erste Kommen" Jesu. Jesus kam, als die Zeit "erfüllt" war.

Nach 2. Petrus 3 gibt es Menschen, die den Herrn erwarten, andere, die fortwährend an eine Verzögerung glauben und dann die Spötter, die nicht darauf hören, wenn sie gewarnt werden. Die Gläubigen achten auf die Zeichen der Zeit und halten die Situation für mehr oder weniger dringlich. Die Ungläubigen sehen hinter den angekündigten Ereignissen nicht einmal die Hand Gottes, sie denken zum Beispiel einfach nur, die Natur spielt verrückt. In anderen Religionen gibt es auch den Glauben an ein Weltende oder an die Wiederkunft Jesu, mit der aber andere Erwartungen als die in der Bibel beschriebenen verbunden werden.

In Anbetracht der Ernte wird die Zeit gut sein, wenn die Ernte reif ist (Off 14). Auch das Böse wird eine Ausreifung erfahren.

Die Frage, ob Endzeitereignisse individuell oder kollektiv erfahren werden, kann man durchaus stellen. Aus Sicht der Märtyrer ist die Endzeit bereits vollständig. Sie haben ihr Leben für den Herrn gelassen. Aber nicht jeder erlebt alles, was in der Bibel, insbesondere in der Offenbarung, beschrieben ist. Von manchen Dingen hören wir, von anderen sind wir selbst betroffen. Die zuletzt lebende Menschheit auf der Erde wird das zweite Kommen Jesu dann aber kollektiv erfahren.

Jesus ist in den Himmel aufgefahren und wird von dort wieder kommen. Er wird also mit der Offenbarung seiner Herrlichkeit wiederum ins Irdische eintreten. Was er im Himmel erworben hat, wird sich wiederum auf der Erde erfüllen und offenbar werden.
Mit dieser Wahrheit werden alle Menschen einmal konfrontiert werden, ob sie leben oder schon gestorben sind.
Es ist besser, sich jetzt schon für den Herrn Jesus zu entscheiden, als ihn am Ende schmerzlich anerkennen zu müssen.


Die Offenbarung und die alten Propheten

Jesus benutzt verschiedene Gleichnisse, um das Reich Gottes zu beschreiben. Er überrascht uns dabei immer wieder, wenn er uns in den Gleichnissen und prophetischen Worten zeigt, wie es sich mit diesem Reich verhält. Gott handelt oft anders, als wir Menschen das erwarten würden.

Auch in den prophetischen Büchern der Bibel finden wir ganz verschiedene Bilder und Beschreibungen zur Endzeit und dem Kommen des Reiches Gottes. Auch hier gibt es unterschiedliche Blickwinkel für dieselbe Sache.
Die Offenbarung ist in vielen Aspekten nicht wirklich neu, sondern greift Themen wieder auf, die schon bei den Propheten, ja sogar schon bei Mose erwähnt wurden.
Der Sinn der Offenbarung liegt nicht darin, eine Chronologie der Ereignisse zu übermitteln, sondern den Glauben an das Reich Gottes zu stärken, es zu offenbaren und es letztendlich hervor zu bringen, wie es geschrieben steht. Offenbart werden bei all dem auch die Herrschaftsbereiche der Finsternis, die geistlichen "Räume", in denen sich Menschen befinden, die Prinzipien von Lohn und Ernte, die Wahrheiten von Vergänglichem und Ewigem.

Da die Offenbarung ein Buch der Wahrheit ist, werden die in ihr beschriebenen Dinge offenbar werden, sicherlich verstärkt am Ende der Weltzeit. Dies muss aber nicht heißen, dass alles in ihr Beschriebene erst in der Zukunft stattfinden wird. Manches ist Zeiten-übergreifend, manches wird noch in der Zukunft auf der Erde sichtbar werden.
Die Propheten des Alten Testaments enthalten ebenfalls Zeiten-umfassende Wahrheiten. Zwar geben geschichtliche Ereignisse Anlass zur Niederschrift von Prophetie, jedoch geht es oftmals um Wahrheiten, die allgemein gültig sind, wie zum Beispiel die Hoffnung auf das Heil, die während des gesamten Erdenlebens gilt, das Prinzip von Saat und Ernte, oder die Konsequenzen von Gehorsam und Ungehorsam. Die alten Propheten reichen ebenfalls in ihren Visionen bis zum Ende der Welt, bis zum Ende der Zeit, und sie sprechen von einem neuen Himmel und einer neuen Erde.

Da die Bibel als abgeschlossene Offenbarung Gottes gilt, erwarten wir keine neuen Offenbarungen mehr. Alle Offenbarung durch und über Jesus (durch Menschen, die Jesus persönlich kannten oder von ihm selbst Offenbarung erhielten,) zählt zur letzten Offenbarung.